Reime zu Weihnachten v. K. E. Knodt


Weihnachts Text Text zu Weihnachten Reim Weihnachten


Eine Stimme

Dezember. Tags vorm heiligen Abend.
Ein Tag, so nebelschwer verhangen,
Als müsse eine Nacht ihm folgen,
Die alle Sterne, auch den Weihnachtstern,
Ertrinken lässt.

Ein Träumender wandle ich durch den Wald.
Zwischen den grauen Buchenstämmen,
In deren Gipfel der erste Reif
Lauter glitzernde Kronen gehängt,
Stehen die weissen Nebelfrauen,
Halten die Hand, einen Reigen bildend,
Der die Welt weit hinter dem Wald
Wie eine Wand verschliesst.

Kein Wort, das in das grosse Schweigen weht,
Nur Ewigkeit, die ihre stumme Sprache spricht,
Und meines Herzens Heimwehschlag,
Der in demselben Takt erwiedert.

Wie wandr ich weit der Welt der Wirklichkeit!
Wie bin ich nah der Ueberwelt,
Die aus den weissen Nebeln winkt. . .

Da - plötzlich aus dem Spalt der Berge
Stürzt eine Stimme durch die Stille,
Ein tiefer, tröstender Urweltton:
Die Stimme einer tiefen Glocke,
Die meine ganze Jugend läutet,
Mein reinstes Glück, die stillsten Stunden,
Das Paradies, den Kinderglauben.

Sie wollte dieser Welt den Abendsegen läuten,
Die Nähe einer neuen Nacht -
Mir riss sie den verschlossenen Himmel
Entzwei, und durch die offene Spalte,
Die nur ein dünner Schleier deckt,
Bricht schon der Weihnacht Widerschein,
Ein Strahl vom ewigen Weihnachtsstern!

Ueber den Nebeln
Schwebt auf den Klängen
Der heiligen Glocke
Versöhnt die Seele
- Ein goldenes Wölkchen -
Hinauf und heim.


Weihnachtsbitte eines modernen Menschen

Die Botschaft hör' ich. So erhör' mein Beten,
Herrgott! Entfach' zur Glut den kleinen Glauben,
Den Sturm und Staub der Zeit mir droht zu rauben,
- Daß ich zum Stern von Bethlehem mag treten,

Wie einst! Gib mir die Kindeseinfalt wieder!
... Nichts Liebres wünsch' ich mir zum heutigen Tage,
Als daß ich ganz von Herzen sing' und sage
Noch einmal all die alten Weihnachtslieder.


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