Weihnachts-Verse v. D. Naumann


Weihnachts Verse


Christfreude

Nun grüßen wieder Weihnachtsglocken
Hinauf zum weiten Sternenraum,
Und helles, seliges Frohlocken
Umklingt den lieben Weihnachtsbaum.
O Weihnachtszeit, o Kinderglück,
Zur Heimat führst du uns zurück.

Kind in der Krippe, Deinem Lieben
Sinnt wieder uns're Seele nach,
Liest, was der Himmel uns geschrieben
An jenem ersten Weihnachtstag,
Und grüßt den hellen Morgenstern,
Uns aufgegangen mit dem Herrn.

O Gnadengut, das Gott bescheret,
O Liebesmacht, die uns erfaßt,
Du Licht, das jede Nacht verkläret,
Du Träger uns'rer Kreuzeslast,
Du Schmerzensmann im Dornenkranz,
Erneure uns im Weihnachtsglanz.

O Jesus Christus, gestern, heute,
Birg sicher uns in deinem Schoß,
So sind wir von der finstren Meute
Der dunklen Erde ewig los;
Und fürchten auch in deinem Licht
Den Krippenschrein des Todes nicht.

Komm, aller Menschen Wohlgefallen,
Wir wollen gleich den Hirten sein,
Dir nach zum sel'gen Anschau'n wallen,
Den letzten Seufzer dir noch weihn.
Bis wir bei dir, du Friedenshort,
Dich preisen mit den Engeln dort.


Bethlehem

O Bethlehem, du sanfte Weide,
Christnacht, du heil'ge Wundernacht,
Licht an der dunklen Wegesscheide,
Wie selig mich dein Schimmern macht!

Ich darf der Engel Botschaft lauschen,
Die große Freude gilt auch mir;
Durch alle Himmel hör' ich's rauschen:
"Der Heiland kommt, er naht auch dir!"

Nun seh' ich ob der Erde Dunkel
Den Wunderstern "Erlösung" stehn;
Darf wie ein Kind durch's Glanzgefunkel
Der Christnacht in den Himmel sehn.

Nun weiß ich, wo den Frieden holen:
Zum Hirtenhause geht der Lauf;
An deiner Gnade heil'gen Polen
Schlag' ich mein Zelt zum Bleiben auf.

Mag alle Welt in stolzem Wähnen
Das gottgeschenkte Heil verschmähn,
Ich will mich an dein Kripplein lehnen,
Kann nirgends bess're Hilfe sehn.

Ich halte mich am Holz des Lebens,
Das neben deiner Krippe ragt,
Da, Heiland, hab' ich nie vergebens
Auf deinen Namen es gewagt.

Von deiner Liebe will ich sagen,
Bis ich zur Weihnacht droben geh'.
Dich will ich treu im Herzen tragen,
Bis ich dir dort in's Antlitz seh'! -


Komm, Heiland, komm

Komm, Heiland, komm mit deinen Gaben!
Komm, Liebe, die den Himmel bringt!
Und willst Du uns're Herzen haben
Mit allem, was darinnen ringt,
So nimm sie hin und hülle ganz,
Was dunkel ist, in Weihnachtsglanz!

Komm, Heiland, komm mit deinem Frieden
In unser sturmbewegtes Sein!
Und wäre unser Glück geschieden -
Du nahst, wir wandern nicht allein;
Und trügen wir am Kreuze schwer,
Von Bethlehem strahlt Tröstung her.

Komm, Heiland, komm! wir sind bereitet,
Die Häuser sind für dich geschmückt;
Der Unschuld Weiß sei ausgebreitet!
Des Glaubens Gold sei aufgedrückt
Dem Herzen, das in dir allein
Nur leben will und selig sein.

Komm, Heiland, komm! In trauten Räumen
Glänzt Licht an Licht zu deinem Preis;
Ja, Hoffnung soll das Leben säumen,
Das über sich den Himmel weiß.
Wir harren hier im Dämmerschein,
Komm, lieber Heiland, ziehe ein! -


Christnacht

Blieb Gold im Erdendunkel hangen
Vom Wunderstern der Hirtenflur?
Sind Engel durch den Wald gegangen,
Fromm folgend jener lichten Spur?
Ja, Liebe hat zur heil'gen Nacht
Solch' Glänzen in die Welt gebracht.

Goldfunken sind zurückgeblieben,
In Haus und Hütten rings verstreut,
Im Tannengrün steht's hell geschrieben,
Welch' selig Glück die Weihnacht beut.
D'rum flammt es auf im engsten Raum,
D'rum glänzt so fromm der Hoffnungsbaum.

Und was die Engel einst gesungen
Als Wiegenlied dem Himmelskind,
Tönt fort in aller Völker Zungen,
Und wo zur Weihnacht Thränen sind,
Deckt Engelhand die Wunden zu,
Wiegt's müde Herz in heil'ge Ruh.

Horcht, in das himmlische Frohlocken
Tönt frommer, froher Kindersang,
Und Friede läuten alle Glocken
Von Turm zu Turm, von Hang zu Hang.
So feierlich die Tannen stehn,
Als wollten sie das Christkind sehn.

Komm heil'ge Nacht, du Gottgesandte,
Mit deinen Friedensmelodien,
Wollst mit der Liebe Sternenbande
Uns näher zu dem Himmel ziehn,
Zu unvergänglich hohem Glück
An's große Vaterherz zurück!


Auf Glaubens Flügeln laßt uns eilen

Auf Glaubens Flügeln laßt uns eilen
Nach Bethlehem und fröhlich sein.
Wo könnten wir auch lieber weilen,
Als in der Gnade mildem Schein,
Die sich vom Himmel niederließ
Und Bahnen uns zum Himmel wies!

An Jesu Krippe welch ein Lieben,
Das alle Schulden auf sich nahm!
O, sind wir immer treu geblieben,
Ihm, der uns zu erlösen kam?
Was haben wir dir Herr gebracht
Für deine heiße Kreuzeswacht?

Die alte Schuld, die alte Sünde,
Die mich aus deinem Frieden trieb!
Für Liebe, die ich nie ergründe,
Die immer mir zur Seite blieb,
Kleinglauben, der dir nicht vertraut,
Auf's eigne, stolze Ich gebaut!

Doch soll auch uns die Freude gelten,
Die allem Volke widerfuhr.
Doch tönt auch mir aus lichten Zelten
Der Ruf zu deiner Hirtenflur,
Drum eh' mir winkt Jerusalem,
Such' ich die Freistatt: Bethlehem.

Du Licht der Welt, in deinem Schimmer
Will ich gewisse Schritte thun.
Du A und O, nun kann ich immer
Auf sich'rem Felsengrunde ruhn.
Und ist durch dich der Himmel mein,
Was sollte ich noch traurig sein?


Weihnacht

Kindlich' Geheimnis, seligste Erfüllung,
Gott hat mit Jesu alles uns geschenkt.
Hat in des Fleisches niedere Umhüllung
Das Wort, den höchsten Liebesrat gesenkt.

Du Licht der Welt, du hehre Gotterscheinung,
In dieses Daseins tiefer Mitternacht,
Du aller Schulden göttliche Verneinung,
Wie fröhlich hat dein Kommen uns gemacht.

Du A und O, der Liebe Offenbarung,
Nun ist das Heil in Christo uns gewiß,
Der heil'gen Christnacht selige Erfahrung
Bleibt unser Trost trotz aller Finsternis.

Nun schöpfen wir aus diesem Wunderbronnen
Trost, Rat und Kraft für uns're Pilgerzeit,
Nun hat der Glanz zu leuchten schon begonnen,
Der uns die Pfade weist zur Ewigkeit.

Du Friedefürst, so höre unsre Bitte,
So mache uns den frommen Kindern gleich.
Wir halten dich, bleib du in unsrer Mitte,
Gib uns das beste Teil, dein Himmelreich.


Nun harret die Erde

Nun harret die Erde im träumenden Schweigen
Entgegen der stillen geweiheten Nacht,
Tief drunten im Walde die Tannen sich neigen;
Hoch über den Wipfeln strahlt goldene Pracht.

Und Engelsgestalten sie schweben hernieder -
Da schimmert die Hütte, da glänzt das Gefild!
Sie künden die selige Wahrheit uns wieder:
Der Herr ist geboren - das Sehnen gestillt!

Ja, tönet nur wieder, ihr himmlischen Klänge,
Du Eden der Kindheit nimm wieder uns auf.
Wir beten, wir eilen aus finsterer Enge
Zum Lichte, zum liebenden Vater hinauf.

Er ruft uns - da strömet der Glanz uns entgegen;
Aus niedriger Krippe dringt himmlischer Schein.
Hier ruht unser Friede, hier quillet der Segen,
Hier winket Erlösung dem schuldigen Sein.

Doch können die Größe der Gabe wir fassen?
Spricht menschliche Weisheit nicht spottend darein?
Ruft Thorheit und Weltsinn nicht laut auf den Gassen,
Legt eigen Verdienst in die Krippe hinein?

O heilige Weihnacht, so schwebe hernieder,
Du Licht aus der Höhe, durchdringe die Welt -
Entflamme die müden, erkalteten Glieder,
Hilf, daß sich der Glaube dem Herzen gesellt.

Und tröste die Armen mit fröhlichem Hoffen,
Und sprich zu den Zagenden: "Fürchtet euch nicht.
Der Herr ist geboren - der Himmel ist offen:
Nun freue dich Erde im himmlischen Licht."


Für ein dunkles Stübchen am Weihnachtsabend

Seid nur getrost, das Weihnachtslicht
Scheint hell in jedes Angesicht
Und der ins arme Kripplein kam,
Auch Trost für euch mit nieder nahm.
Der Christbaum wohl am hellsten flammt,
Der mitten aus dem Kreuze stammt.
Da schweben Engel im Gezweig,
Da ist der Baum an Früchten reich.
Dein Lebensbaum, du Gotteskind,
Auch Wachstum aus dem Kreuz gewinnt.
Was in dem Kreuze Wurzel schlägt,
Auch Früchte für den Himmel trägt,
Da schweben dann im Engelreih'n
Geduld und Liebe in dein Sein,
Der Friede sanfte Flügel hebt,
Die Hoffnung lichte Bänder webt
Und Glaube, der den Sieg erlangt,
Als Krönlein hoch im Baume prangt.
So sei zur stillen heil'gen Nacht
Solch Wunderbäumchen euch entfacht,
Die ihr zur schönsten, liebsten Zeit
Vom Schmerze angefochten seid.
Wollt froh gewiß zum Himmel seh'n,
Wo Sterne der Verheißung steh'n,
Denn nasse Augen leidet nicht
Der Weihnacht himmlisch Wunderlicht.


Weihnachts Verse