Gedichte zur Weihnacht v. E. Kolbe
Grüß' euch Gott, ihr ersten Bäume,
Grüß' dich Gott, du holde Zeit,
Alle sel'gen Kinderträume
Sind erfüllt in Herrlichkeit.
Weihend senkt der Glanz sich nieder
Aus dem ew'gen Kanaan,
Und bereiten Herzen wieder
Ist der Himmel aufgetan.
Die Kinder waren da; wie eine Welle
Quellfrischen Lebens strömt' es aus und ein.
Sie waren fröhlich unterm Weihnachtsschein,
Und junge Stimmchen klangen, jubelhelle.
Und wir verjüngten uns an ihrer Freude
Und sahen lächelnd ihrem Treiben zu
Und waren wieder glücklich, ich und du,
Und wurden wieder Kinder alle beide.
Die Kinder waren da; ihr helles Lachen
Verscholl noch eben in dem Treppenhaus.
Mir dünkt, das Christkind huschte ein und aus
Und packte selig seine Siebensachen.
Wehende Flocken im festlichen Reigen,
Fließendes Silber in duftigen Zweigen,
Schimmernde Lilien, die träumend sich neigen,
Strahlender Lichter aufflammendes Gold.
Niederwärts schwebende Engelsgestalten,
Sonniger Liebe geheiligtes Walten,
Selige Freude bei Jungen und Alten.
Weihnacht, o, Weihnacht, wie bist du so hold.
Durch die Gassen im schneeigen Licht
Wandelt ein Knabe mit holdem Gesicht,
Sonnig von goldenen Locken umwallt,
Wunderbar lieblich die süße Gestalt.
Heimlich folgt ihm ein stilles Geleit
Heiliger Boten im himmlischen Kleid;
Decken geschäftig den Weihnachtstisch,
Schmücken den Weihnachtsbaum zauberisch.
Wo sie streifen ein einsames Haus,
Leuchten die festlichen Kerzen heraus,
Jubeln die Kleinen im Kinderreih'n,
Jauchzen die Lieder der Weihnacht d'rein.
In der Hütte und in dem Palast
Kehren sie ein zu gesegneter Rast,
Lassen die Gaben der Liebe zurück,
Füllen die Herzen mit seligem Glück.