Gedichte zu Weihnachten v. E. Kolbe
Ums Hüttlein geht leise der nächtliche Wind,
Im Kripplein ruht lächelnd das heilige Kind.
Die Hirten sind längst schon zur Herde geeilt.
Und Joseph hat betend am Kripplein geweilt.
Nun regt sich das heilige Jesulein kaum.
Maria nur singt es in seligen Traum.
Schlafe, du herziges Kindlein.
Die Englein, sie halten am Kripplein die Wacht;
Du siehst sie nur nicht in der schweigenden Nacht.
Doch hörst du ihr Liedlein, so lieblich, so fein;
Sie singen in traulichen Schlummer dich ein.
Sie zünden die Lichter der Weihnacht dir an
Und plaudern von Freude und Seligkeit dann.
Schlafe, holdseliges Kindlein.
Du stiegst ja hernieder vom himmlischen Zelt
Und wurdest ein Heiland der sehnenden Welt.
Du wirst uns erretten von Sünde und Tod;
Du folgst so gehorsam des Vaters Gebot.
Nun sind wir geborgen und fürchten uns nicht,
Nun feiern wir Weihnacht im seligen Licht.
Schlafe, du göttliches Kindlein.
Nichts Schön'res, als die Welt verschneit
Und silbernes Geflimmer
Und selig frohe Weihnachtszeit
Und heller Kerzenschimmer.
Nichts Schön'res dann, als wandern geh'n
In stillen Festgedanken,
Als könnt' man schon die Engel seh'n
Im Himmelssaal, dem blanken,
Wie sie so still und emsig sacht
Die Weihnachtsfeier rüsten.
Ob sie wohl heimlich schon zur Nacht
Das Jesuskindlein küßten?
So klar gefegt der Winterhimmel
Von lieben Weihnachtsengelein
Und auf den Straßen ein Gewimmel
Von frohen Menschen, groß und klein.
Die Dächer und die hohen Bäume,
Sie blicken alle still verschneit,
Und lauter sel'ge Weihnachtsträume,
Sie fliegen durch die Dunkelheit.
Wieder ist's Weihnacht; ihr sehnenden Herzen,
Wieder die Tage der Freude im Leid.
Weichet, ihr Sorgen, und schwindet, ihr Schmerzen.
Denn es ist Weihnacht; o, selige Zeit.
Singet das: Ehre sei Gott! ihr Erlösten,
Mit der lobpreisenden, oberen Schar.
Lasset das: Friede auf Erden! euch trösten,
Jauchzt, daß der Höchste so gnädig uns war.
Schaut in die Zukunft mit seligem Hoffen,
Wehrt den Gedanken der Trauer, der Pein,
Dankt, daß der Himmel in Liebe uns offen;
Feiert die Weihnacht mit Loben allein.
Weihnachtsbotschaft, Trost der Frommen,
Weihnachtsduft und Weihnachtsschimmer,
Weihnachtsstimmung, selig immer,
Sei mir abermals willkommen.
Weihnachtliches Heilsverlangen,
Weihnachtsfrohe, reine Liebe,
Über allem Weltgetriebe
Nimm mich wiederum gefangen.
Hänsel und Gretel, die beiden Kleinen,
Durchwandern geschäftig Hand in Hand,
Gar emsig austauschend ihr kindlich' Meinen,
Den prächtigen neuen Christbaumstand.
Schlanken, hochragenden Tannen gehen
Die beiden mit kurzem Wort vorbei.
Jedoch vor dem niedrigsten Bäumchen stehen
Mit lauter Bewund'rung still die zwei.
Wer es doch lernte, das Glück der Kleinen,
Sich immer am kleinsten zu erfreun.
Er würde nicht glücklich nur erscheinen,
Nein, würde es auch in Wahrheit sein.